Die Geschichte der Schiffergesellschaft zu Lübeck
Am Stephanstag dem 26.Dezember 1401 wurde in Lübeck die St.-Nikolaus-Bruderschaft gegründet. In der Gründungsurkunde heißt es u.a.:
„zur Hilfe und Trost der Lebenden und Toten und aller die Ihren ehrlichen Unter-halt in der Schifffahrt suchen, als da sind Schiffer, Kaufleute oder Mannschaften.“
Im Jahre 1497 wird erstmals die St.-Annen-Bruderschaft erwähnt, ausschließlich eine Vereinigung nur von Schiffern und Schiffsvolk.

Bild der Schiffergesellschaft von 1920 (zur Verfügung gestellt von Frau Birgitta Höglund Nielsen)
Mit der Reformation um 1530 wurden die Versammlungslokale der Bruderschaften in den Klöstern aufgelöst, das führte dazu, dass sich fast alle Bruderschaften auflösen mussten. Luther hatte sich in aller Schärfe gegen das Bruderschaftswesen ausgesprochen auch gegen das „Fressen und Saufen“ bei ihren geselligen Veranstaltungen. Die St.-Nikolaus-Bruderschaft war gezwungen ihr eigenes Versammlungshaus zu kaufen. Bei dieser Gelegenheit schlossen die bei den Bruderschaften der Seefahrer zur heutigen Schiffergesellschaft zusammen.
So wurde Anno 1535 das Haus in der Breiten Straße Nr. 2 im Maria-Magdalenen-Quartier für 940 lübische Mark angekauft und für die Zwecke der Schiffergesellschaft hergerichtet.
Mit dem Umzug aus den Kirchen und Klöstern in ein weltliches Haus veränderten sich auch zwangsläufig die Aufgaben der Bruderschaft. Aus der „ewigen Messe zum Seelenheil“ entwickelten sich soziale Aufgaben und die Bruderschaft wurde mehr und mehr eine Vereinigung – eine Zunft – zur Wahrnehmung beruflicher Interessen.
Die inzwischen wohlhabend gewordene Schiffergesellschaft kaufte Anno 1600 den Schiffergang in der Engelsgrube mit einer Anzahl Buden. Auch in den Kellerräumen des Versammlungshauses wurden Wohnungen für Bedürftige eingerichtet. Man nannte diese Unterkünfte „Gotteskeller“, weil sie um Gotteslohn, also umsonst, vergeben wurden. Aus den Wohnbuden im Schiffergang ist inzwischen ein stattliches Witwenhaus mit 15 Wohnungen geworden (1908). Im Keller der Schiffergesellschaft gibt es heute eine Bar, sie trägt den Namen „Gotteskeller“.
Im 17 Jahrhundert wurden lange Bankreihen, sogenannte „Gelage“ aufgestellt in denen die Mitglieder nach Fahrkompanien getrennt ihre Plätze hatten. Die Bankwangen wurden mit den Wappen oder Symbolen der jeweiligen Fahrkompanien ausgeschmückt. Besonders hervorgehoben wurde die erhöhte Bank der Älterleute mit dem sogenannten Beichtstuhl. Im Laufe der Zeit von 1535 bis heute trugen die Schifferbrüder in ihrer Versammlungshalle zusammen, was ihnen wertvoll erschien, entstanden ist einmalige museale Einrichtung. Durch die Bombardierung am Palmsonntag, den 29.03.1942 blieben die Gebäude der Schiffergesellschaft unbeschädigt und präsentieren sich heute dem Besucher in Ihrer vollen Pracht.
Am 1.4.1997 wurde das Nachbargebäude Breite Straße 4 erworben und in den Gebäudekomplex der Schiffergesellschaft integriert.
Heute im Jahr 2020, am Tag der 619. Jahreshauptversammlung, am 3. März 2020, zählt die Schiffergesellschaft einen weiblichen Kapitän, sowie 38 männliche Kapitäne zu ihren Mitgliedern.